Gesang- und Posaunenfest
Gesang- und Posaunenfest
Seit über 120 Jahren finden in Bergkirchen an Christi Himmelfahrt um 15.00 Uhr Gesang- und Posaunenfeste statt. Dieser musikalische Gottesdienst ist geprägt durch viele Bläser, die sich aus dem Posaunenchor Bergkirchen, befreundeten Chören und Bläsern und einem Bläserensemble zusammensetzen. Auch bei den Sängern wirken häufig befreundete Chöre mit. Im Mittelpunkt steht in der Regel die Jahreslosung, die von einem bekannten Gastprediger ausgelegt wird. Das Fest endet bei Kaffee und Kuchen.
Mit Eduard Kuhlo hat es begonnen
Die ersten Posaunenfeste gehen auf Eduard Kuhlo zurück. Da die Jahres-Kreisfeste der Jünglings- und Jungfrauenvereine für Eduard Kuhlo weder liturgisch noch musikalisch befriedigend waren, beschloss er, ein vom Kreisfest unabhängiges Posaunenfest abzuhalten. Dieses fand erstmals am Reformationstag 1874 in der Herforder Münsterkirche statt.
Dieses Fest erfuhr so großen Zuspruch, dass es 1887 in den Wald der Anstalten Bethel verlegt werden musste, da die Münsterkirche die Massen nicht mehr fassen konnte.
Das Posaunenfest fand in der Regel am Himmelfahrtstag nachmittags statt. Die bis zu drei Stunden dauernden Gottesdienste hatten ein Thema, das in drei oder vier Teile untergliedert war. Die Gottesdienste waren eine Art riesiges, geistliches Volksoratorium, bei dem die Musik im Vordergrund stand und jeder der 6000 Besucher in irgendeiner Form beteiligt war.
Einen Höhepunkt bildete die Predigt, die ein berühmter Erweckungsprediger übernahm. Sie nahm in der Regel Bezug zu der Losung des Gottesdienstes und war häufig auch analog zu dessen Teilen eingeteilt.
Eduard Kuhlo leitete 1890 das letzte Posaunenfest. Nach dem Tod seines Vaters führte Johannes Kuhlo 1895 diese Tradition fort. Die großen Posaunenfeste fanden jetzt nur noch alle zwei Jahre statt, damit die Bläser in den dazwischen liegenden Jahren ihre eigenen Posaunenfeste in ihren Bezirken feiern konnten.
Das älteste erhaltene Programm eines Posaunenfestes in Bergkirchen stammt aus dem Jahr 1894. Ob dieses Fest das erste war, das hier gefeiert wurde, ist nicht sicher, aber vieles spricht dafür, dass die Bergkirchener bis 1890 an den Posaunenfesten in Bethel teilnahmen.
Die Verbindung Bergkirchen zu Minden-Ravensberg war sehr eng. Obwohl zu Lippe gehörend, trat man 1878 in den Ravensberger Bund ein. So war auch der Bergkirchener Chorleiter Remmert eng mit Kuhlo befreundet und Kuhlo war häufig in Bergkirchen, um mit den „Bergern“ zu blasen.
Die Posaunenfeste in Bergkirchen fanden traditionell jedes zweite Jahr am Himmelfahrtstag nachmittags statt. Geprägt war der Gottesdienstablauf von einer großen musikalischen Vielfalt. Kinderchor, gemischter Chor, Jungfrauenchor, Jünglingschor, Posaunenchor, Orgel und Gemeinde, wechselten sich ständig ab und musizierten zusammen.
Ähnlich wie in Kuhlos Programmen waren Choralstrophen, Motetten, Bläsermusik und Bibeltexte textlich aufeinander bezogen. Die Ravensberger Posaunenfeste waren Vorbild für Regional-, Bezirks-, Landes- und Bundesposaunenfeste.